Der Mythos einer drohenden Endzeit, die ein Goldenes
Zeitalter einleitet, ist uralt. Wir finden diese Vorstellung bereits in altägyptischen
Texten um 2600 v. Chr. Um 1200 n. Chr. erlebte Europa eine wahre Endzeithysterie. Auch
die Amerikaner (13. Jhdt.), die Freigeistbewegung (13. Jhdt.), die Taboriten (15. Jhdt.)
und die Bauernvolte unter Thomas Müntzer lebte von diesem Mythos, der die Sehnsucht nach
einer freien Spiritualität und einer gerechten Gesellschaft nährte.
Im Gegensatz dazu verbinden viele sogenannte Sekten ihre Vorstellung einer neuen Erde
mit hierarchischen und theokratischen Gesellschaften, in der der Führer, König oder Guru
die oberste weltliche und religiöse Stellung einnimmt und die Masse der Bevölkerung sich
diesen "erleuchteten" Führern beugen muss.
In besonderer Weise entfachte Joachim von Fiore
(1145-1202) eine Endzeithysterie. Um 1190 verkündete dieser aus Kalabrien (Süditalien)
stammende Abt und Einsiedler: "Ein tausendjähriges Reich wird kommen.
Seine 'Jahre'
werden vielleicht nur Wochen oder Tage sein. Es dient der
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